Interessengemeinschaft Ickten kämpft weiter um ihr Bachtal

19.08.2020
KETTWIG: Treffen mit Essener Oberbürgermeisterkandidaten vor Ort
Kommunalwahl 2020? Wir hätten da noch was zu klären! Die Interessengemeinschaft Ickten hat den Kampf gegen die Bebauung des ehemaligen Tennisplatzes noch nicht aufgegeben und die Essener Oberbürgermeisterkandidaten zum Ortstermin geladen. Gefolgt waren gestern dem Aufruf Oliver Kern von der SPD, Mehrdad Mostofizadeh von Bündnis90 / Die Grünen, Dr. Karlgeorg Krüger von der FDP und Daniel Kerekes von der Partei Die Linke. Der Kandidat der CDU, Thomas Kufen, ließ sich wegen eines anderen Termins entschuldigen.
Der Sprecher der Icktener Initiative Gunter Zimmermeyer wagte zu Beginn einen kurzweiligen und launigen Ritt durch die Geschichte dieses Areals: Zu Zeiten als Kettwig noch nicht zu Essen gehörte, war dieses Gelände Sumpf und Überlauf des Icktener Bach. Die etwas Jüngeren haben dann erlebt, wie daraus ein Tennisplatz entstand und jahrzehntelang Tennis gespielt wurde. Dann ging der Verein in Insolvenz, das Gelände fiel brach und entwickelte sich so wie es sich heute darstellt. Die Natur habe sich hier bereits viel zurückgeholt. Insbesondere die CDU und der örtliche Ratsherr hätten sich in der Folge in die Vorstellung verbissen, hier eine große Wohnanlage entstehen zu lassen. Es wäre ihnen mit vielem Netzwerken im RVR, den Räten der angrenzenden Städte und im Rat der Stadt Essen die Mehrheiten hierfür zu bekommen. Kein gutes Haar ließ Zimmermeyer an der Entscheidung von SPD und CDU im Rat der Stadt Essen, dieses Gebiet gegen den Einspruch vieler Gremien und der Bürgerschaft in Bauland umzuwidmen. Positiv hob er in dem Zusammenhang jedoch den Essener SPD-Vorsitzenden Thomas Kutschaty und den SPD-Oberbürgermeisterkandidaten Oliver Kern hervor, die - leider erfolglos - gegen die eigene Ratsfraktion aufbegehrt und eine Bebauung im Landschaftsschutz und in Grünzügen abgelehnt haben. Lobend hob er die Fraktion der Linken und der FDP hervor, die immer gegen dieses Bauprojekt gestimmt haben ebenso wie die Fraktion von Bündnis90/ Die Grünen, die nach anfänglicher Zustimmung ihre Meinung geändert haben.
Estelle Fritz von der Bürgerinitiative "Grüne Lungen Essen" ergänzte unter anderem, dass es ein Weg sein könne, Grünflächen, Freiflächen und Landschaftsschutzgebiete grundsätzlich und prinzipiell zu erhalten, nur noch auf versiegelten Flächen zu bauen und dafür in die Höhe zu gehen. Dafür gebe ich gute Beispiele, das sei machbar. Sie hob auch die soziale Komponente hervor. Die Erhöhung des Mietspiegels zeige die soziale Diskrepanz. Sie betonte, dass im Süden bezahlbarer Wohnraum gebraucht werde. Die soziale Schere in Essen dürfe sich nicht auch im Wohnraum manifestieren. Sie machte deutlich, dass sie hier gegen etwas sei, sondern ganz klar für etwas: Für den Erhalt von Grünflächen, für ein soziales Miteinander und dafür, dass die Stadt in Zukunft klimaresilienter gestaltet wird. Karlgeorg Krüger bekannte, zum ersten Mal hier vor Ort sein. Deshalb wird es ihn besonders gefreut haben, dass ein geführter Rundgang angeboten wurde. In coronatauglichen Kleingruppen ging es einmal durch das Areal, welches mittlerweile ja auch fester Bestandteil des viel bewanderten Kettwiger Panoramsteigs ist. Ortskundige Icktener erläuterten den Gästen viele Hintergründe und konnten auch manche Anekdote zum Besten geben.
Einig waren sich die anwesenden OB-Kandidaten in der abschließenden Runde, dass dieses Areal erhalten bleiben und nicht bebaut werden soll. Auch eine Renaturierung wurde ins Spiel gebracht. Gunter Zimmermeyer und die anwesenden Icktener belohnten dieses mit Applaus, mahnten aber auch, die Kandidaten nach der Wahl an ihren Worten zu messen. Wir dürfen gespannt sein. Der letzte Akt scheint in diesem Drama vielleicht doch noch nicht geschrieben zu sein.
Fotos: IG Ickten
#InteressengemeinschaftIckten #bachtal #kettwig #intern