Artikelsuche:

Kettwiger Autorin warnt vor „Nigeria-Connection“

12.10.2022

KETTWIG: Betrugsmasche bei Facebook durch Scamming 

Haben Sie schonmal etwas von der sogenannten „Nigeria-Connection“ gehört? Seit dem Ende der 1980er-Jahren ist dieser Begriff ein Synonym für Betrügereien. Konkreter gesagt handelt es sich um weltweiten Vorauszahlungsbetrug. Dabei werden Briefe — zuerst als Fax, dann als Mail verschickt, in denen den Empfängern meist große Summen versprochen werden, wenn sie afrikanischen Geschäftsleuten behilflich seien, riesige Dollarbeträge außer Landes zu schaffen. In den vergangenen Jahren suchen die Betrüger vermehrt über die sozialen Netzwerke Kontakt zu ihren Opfern. Sie geben sich beispielsweise als wohlhabende Männer in großartigen Positionen aus und versuchen, das Vertrauen von arglosen Frauen zu gewinnen. Irgendwann taucht dann eine vermeintliche finanzielle Notlage bei den Männern auf und die Frauen werden aufgefordert, ihren „Freunden“ aus der Patsche zu helfen. Erstaunlich viele Frauen fallen auch heute noch darauf rein… 

Die Kettwiger Autorin Brigitte E. Fischer hat selbst Erfahrungen mit der „Nigeria-Connection“ gemacht. In unserem Interview mit Redaktionsleiter Kosmas Lazaridis mahnt und warnt sie eindringlich vor dieser fiesen Betrugsmasche. 

L: Frau Fischer, Sie sind den Kettwiger Bürgern durch Ihre beiden Kriminalromane „Dogwalker“ und „Der Korpus“ bekannt geworden. Aber hierüber wollen wir an dieser Stelle nicht sprechen. 
F: Richtig. Ich möchte an dieser Stelle auf die Betrugsmasche der sog. Nigeria-Connection aufmerksam machen. Das Vorgehen dieser Bande ist fast so alt wie das Internet. Man sollte glauben, dass sich die Betrugsmethode überholt hat. Aber sie ist immer noch aktuell, und leider fallen immer noch Menschen darauf herein. 

L: Worum geht es? 
F: Seit ich in Facebook bin, kommen fast 1- bis 2-mal täglich diese Freundschaftsanfragen von gutaussehenden weißen Männern aus zumeist englischsprachigen Ländern. Sie sind verwitwet, manchmal auch geschieden, immer um die 50. Sie haben entweder Kinder auf dem Profil oder einen Hund im Hintergrund. Natürlich sind sie sämtlich Millionäre und superreich. Dabei wollen sie alle nur eins, Dein Geld. 

L: Wie läuft denn die Masche ab? 
F: Die Täter treten über Freundschaftsanfragen an ihre Opfer heran, hofieren sie, umschwärmen sie und erschleichen so ihr Vertrauen. Sie stellen ihren Opfern eine gemeinsame Zukunft in Aussicht. In kurzer Zeit machen sie das Opfer emotional von sich abhängig. Scamming nennt man diese Methode. 

L: Was ist der Zweck des Scammings? 
F: Irgendwann kommt der Täter damit raus, dass er sich in einer augenblicklichen Geldverlegenheit befindet. Er bittet sein Opfer, ihm Geld zu überweisen, damit er aus der Geldverlegenheit herauskommt. Da ist z.B. das Kind oder ein Verwandter schwer erkrankt. Oder der Soldat ist im Auslandeinsatz und kann sich momentan das Flugticket nicht besorgen. 

L: Haben Sie eigene Erfahrungen? 
F: Ganz zu Beginn meiner Registrierung bei Facebook habe ich die Freundschaftsanfrage eines Mannes aus Ohio bekommen, Arzt, geschieden. Angeblich arbeitete er in einem Hospital in Damaskus, das er genau bezeichnete. Ich kannte das Krankenhaus und wurde misstrauisch, als er eine Abteilung nannte, die es dort nicht gab. Bei einer anderen Anfrage habe ich den Anfragenden direkt gefragt, wieviel Geld ich denn auf sein Konto überweisen soll. Nein, nein, er sei nicht von der Nigeria Connection, beteuerte er. Dann war er weg. Inzwischen hat es drei Fälle gegeben, in denen ich mit Engelszungen auf die betrogenen Frauen eingeredet habe, damit sie den Kontakt aufgaben und kein Geld auf ein westafrikanisches Konto überwiesen. Es ist ja nicht nur das Geld, das man nicht wiedersieht, sondern auch die Demütigung und die Enttäuschung, die man erlebt, wenn man auf die Betrugsmasche hereinfällt. 

L: Wie kann man erkennen, dass jemand von der Nigeria Connection eine Freundschaftsanfrage stellt? 
F: Die Anfrage ist oft in Englisch gehalten, der Anfragende ist wohlhabender Amerikaner, alleinstehend, er hat einen angesehenen Beruf, Arzt, Manager, vielleicht ist er auch Soldat im Auslandseinsatz. Die Profilbilder zeigen einen zumeist gutaussehenden Mann mittleren Alters. Der bürgerliche Hintergrund wird durch Fotos mit Kindern und Hunden belegt. Auffällig ist, dass der Anfragende sofort den Angeschriebenen umschmeichelt und sehr persönliche Fragen stellt („Wie hast Du heute Nacht geschlafen?“). Bei solchen Anfragen kann man mal auf die Likes gehen, wenn sie vorhanden sind, dann stößt man zumeist auf Gesichter aus dem westafrikanischen Lebenskreis. Männer bleiben übrigens nicht vor solchen Anfragen verschont. Sie erhalten Freundschaftsanfragen von Frauen, oft mit sehr eindeutigem Inhalt. 

L: Kommt denn keiner auf die Idee, die Polizei zu benachrichtigen? 
F: Ich habe dort schon mal angerufen. Der Beamte wusste nichts von der Nigeria-Connection, was mich erstaunte. Er riet mir, den Tätern eine Falle zu stellen. Dann hätte ich den Täter aber als „Freund“ bei Facebook annehmen müssen, womit ich ihm Zugang zu den Profilen meiner wirklichen Freunde gewährt hätte. Da die Täter von Westafrika aus agieren, sehe ich auch keinen Erfolg in Privataktionen. Wer Zweifel hat, sollte die Freundschaftsanfrage besser nicht annehmen. 

Foto: Hummelshain Verlag

#nigeria #connection #fischer #kettwig #intern