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Tarifstreit in der Baubranche droht zu eskalieren

29.04.2024

ESSEN: Gewerkschaft warnt vor Streik 
Von Nina van Bevern 

„Das wird richtig weh tun“, meint Peter Köster. Der Bezirksvorsitzende der IG BAU Mülheim-Essen-Oberhausen spricht von einem drohenden Streik in der Baubranche. Die Gewerkschaft ist unzufrieden mit dem Verlauf des Tarifstreits, heimische Bauunternehmen sollen daher Druck auf Arbeitgeberverbände machen. Die IG Gewerkschaft warnt davor, dass der Essener Baubranche ein Streik droht und mahnt gleichzeitig vor dem „Wegrutschen von Fachkräften“. 

In einer aktuellen Pressemitteilung heißt es dazu: Auf den Baustellen in Essen könnten sie bald stillstehen: „Bagger, Kräne, Betonmischer – alle im ‚Ruhemodus‘. Das droht, wenn der Bau in den Streik rutscht“, warnt Peter Köster. Der Bezirksvorsitzende der IG BAU Mülheim-Essen-Oberhausen spricht von einer „extrem heiklen Phase für die Bauwirtschaft in der Stadt“. Grund sei das drohende Platzen der Tarifrunde im Bauhauptgewerbe. „Drei Verhandlungstreffen haben die Arbeitgeber scheitern lassen. Jetzt liegt ein Schlichterspruch auf dem Tisch. Aber Bauhandwerk und Bauindustrie machen bislang keine Anstalten, den Kompromiss zu akzeptieren. Wenn sie als Dauer-Nein-Sager weiter auf stur schalten, dann gibt es einen Bau-Streik. Und der wird auch in Essen richtig weh tun“, so Peter Köster. 

Insgesamt gibt es nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit 378 Bauunternehmen in Essen. Aktuell arbeiten dort mehr als 5.150 Beschäftigte. „Noch jedenfalls“, so Köster. Denn der Bezirksvorsitzende der IG BAU Mülheim-Essen-Oberhausen erwartet eine „regelrechte Fachkräfte-Flucht“ von den Baustellen: „Wenn nicht mehr in die Lohntüten kommt, dann sind die Leute ruckzuck weg. Viele werden dem Bau den Rücken kehren.“ Denn wer auf dem Bau arbeite, der finde überall schnell einen neuen Job. „Das Problem dabei: Wer einmal geht, der kommt nicht wieder auf den Bau zurück“, macht Peter Köster deutlich. Um das „noch in letzter Minute zu verhindern“, müssten die Bauunternehmen in Essen ihren eigenen Verbänden von Bauhandwerk und Bauindustrie jetzt „gehörig auf die Füße treten“: „Es steht Spitz auf Knopf. Entweder die Arbeitgeber nehmen den Schlichterspruch an oder der Bau steht still – und wird dann auch nicht wieder richtig auf die Beine kommen“, warnt Köster. 

Die Gewerkschaft spricht von einer „Schicksalsstunde für den Bau“. Bauhandwerk und Bauindustrie in Nordrhein-Westfalen hätten es jetzt in der Hand, „die Notbremse zu ziehen“. Viel Zeit bleibe ihnen dafür allerdings nicht mehr: Die Branche brauche ein schnelles Ja zum Schlichterspruch – und damit ein Signal, dass „der massive Lohnverlust, den die Inflation verursacht hat, endlich aufgefangen wird“. Mit dem ehemaligen Präsidenten des Bundessozialgerichts, Rainer Schlegel, habe ein erfahrener Schlichter eine klare Empfehlung gegeben: Bauarbeiter sollen demnach ab Mai mindestens 250 Euro pro Monat mehr bekommen. In einem Jahr würden die Löhne dann um weitere 4,15 Prozent steigen. Außerdem sollen die Azubis auf dem Bau in Essen beim Start ihrer Ausbildung bereits 1.080 Euro pro Monat verdienen… 

Foto: IG BAU 

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