Einfacher bauen und dadurch mehr schaffen

12.06.2025
ESSEN: Gewerkschaft fordert Wohnungsbau-Offensive
Von Nina van Bevern
Angesichts der angespannten Lage auf dem Wohnungsmarkt fordert die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) einen spürbaren Schub beim Wohnungsbau – auch in Essen. Die neue Bundesregierung habe sich ambitionierte Ziele gesetzt, doch nun müsse der sogenannte „Wohnungsbau-Turbo“ auch vor Ort zünden. Besonders der Bau von Sozialwohnungen und bezahlbarem Wohnraum müsse deutlich an Fahrt aufnehmen.
In einer aktuellen Stellungnahme macht die Gewerkschaft deutlich, was aus ihrer Sicht jetzt notwendig ist: „Mehr baggern – mehr bauen: Der ‚Wohnungsbau-Turbo‘, den sich die neue Bundesregierung vorgenommen hat, muss schnell auch in Essen ankommen. Das fordert die IG BAU. Für die Bau-Gewerkschaft ist klar: ‚Es muss jetzt einen Aufschwung Wohnen geben. Und davon müssen auch Essen und Nordrhein-Westfalen profitieren‘, sagt der Vorsitzende der IG BAU Mülheim-Essen-Oberhausen, Peter Köster.
Notwendig seien vor allem Sozialwohnungen und bezahlbare Wohnungen. In Essen sind im vergangenen Jahr nach Angaben der Gewerkschaft 488 Wohnungen neu gebaut worden – 65 davon in Ein- und Zweifamilienhäusern. Insgesamt lagen die veranschlagten Bauwerkskosten für alle Wohngebäude, die 2024 in Essen neu entstanden sind, bei rund 67,1 Millionen Euro, so die IG BAU. Die Gewerkschaft beruft sich dabei auf Zahlen des Statistischen Bundesamtes (Destatis). ‚Jede Wohnung mehr zählt. Es gibt aber auf jeden Fall ‚Luft nach oben‘: Auch Essen braucht eine Neubau-Offensive. Ebenso mehr Sanierungen. Vor allem fürs seniorengerechte Wohnen‘, so Peter Köster.
Der Vorsitzende der IG BAU Mülheim-Essen-Oberhausen macht deutlich, dass dazu allerdings bei den Kosten viel passieren müsse: ‚Es wird nur dann mehr gebaut, wenn einfacher und damit günstiger gebaut wird‘, sagt Köster. Immerhin sei es machbar, die reinen Baukosten um ein Viertel bis zu einem Drittel zu senken. Das sei das Ergebnis einer aktuellen Wohnungsbau-Studie vom staatlichen Bauforschungsinstitut ARGE (Kiel), so die IG BAU Mülheim-Essen-Oberhausen. Der Bau habe eine Entbürokratisierung dringend nötig. Ziel müsse es sein, den Neubau schlanker und damit günstiger zu machen: ‚Runter mit überzogenen Standards und kostentreibenden DIN-Normen – und dadurch rauf mit den Neubau-Zahlen. Denn weniger Bau-Hürden bedeuten mehr neue Wohnungen‘, so Peter Köster.
Wer die Kosten ins Visier nehme, müsse auf den ‚Gebäude-Typ E‘ setzen. Das ‚E‘ stehe dabei für einfaches, erleichtertes und effizientes Bauen. Konkret bedeute das: geringere Stärken bei Decken und Außenwänden. ‚Damit lässt sich schon Geld sparen. Aber auch Baustoffe und damit Energie, Ressourcen und CO2. Entscheidender Kostentreiber ist allerdings die Technik – also Heizung, Lüftung, Sanitär und Elektro. Von der Haustechnik bis zur Einbauküche gilt: weniger High-End-Produkte. Das macht das Wohnen am Ende wesentlich günstiger‘, sagt Köster. Außerdem ließen sich durch weniger Pkw-Stellplätze und erst recht durch den Verzicht auf Tiefgaragenplätze enorm Kosten sparen.
Für bundesweit 100.000 Sozialwohnungen, deren Neubau pro Jahr dringend notwendig sei, müssten Bund und Länder mindestens 11 Milliarden Euro an Fördermitteln bereitstellen. Um 60.000 bezahlbare Wohnungen neu zu bauen, seien mindestens 4 Milliarden Euro pro Jahr an Subventionen erforderlich. Mehr zur Wohnungsbau-Studie, zum ‚Gebäude-Typ E‘ und zu dem, was jetzt beim Wohnungsbau dringend passieren muss, gibt es im Internet auf der Homepage vom Verbändebündnis Wohnungsbau, dem auch die IG BAU angehört: www.wohnungsbau-tag.de.“
Foto: IG BAU
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